Das Etikett auf einer Mineralwasserflasche verrät viel über das Wasser und seine Herkunft. Während einige Informationen gesetzlich vorgeschrieben sind, können die Hersteller auch freiwillige Angaben zum kostbarsten Lebensmittel der Welt machen. Welche das sind, erfährst Du hier.
Generell regeln die EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) und die nationale Mineral- und Tafelwasserverordnung, was auf dem Etikett eines Mineralwassers stehen muss. Um die Vorgaben besser zu veranschaulichen, schauen wir uns die Pflichtangaben am Beispiel der Nürburg Quelle an (das Wasser habe ich zufällig auf meinem Schreibtisch stehen).
Quellname: Der Quellname ist der auf der Flasche großgeschriebene Name. Der Quellname ist gleich dem Namen des Mineralwassers. In unserem Beispiel ist der Quellname "Nürburg Quelle". Bei Gerolsteiner wäre der Quellname „Gerolsteiner“.
Ort der Quellnutzung: In unserem Beispiel Dreis, wo auch die Mineralbrunnen Hermann Kreuter GmbH ihren Sitz hat.
Name und Adresse des Mineralbrunnens: Mineralbrunnen Hermann Kreuter GmbH, 54552 Dreis-Brück
Die Verkehrsbezeichnung: Sie gibt den Gehalt an Kohlensäure an, z. B. Still, Medium oder Spritzig. Bei kohlensäurehaltigen Mineralwässern gibt es drei Unterschiede:
„Natürliches kohlensäurehaltiges Mineralwasser“ - Das Wasser enthält in der Flasche die gleiche Menge an eigener Quellkohlensäure wie am Quellaustritt. Dies ist häufig bei Mineralwässern aus vulkanischen Gebieten der Fall.
„Natürliches Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure versetzt“ - In diesem Fall wurde dem Wasser eigene Quellkohlensäure zugesetzt. Dies kann z. B. mehr sein, als am Quellaustritt vorhanden ist. Die zugesetzte Kohlensäure muss aus demselben Quellvorkommen stammen.
"Natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt" - In diesem Beispiel wurde dem Wasser Kohlensäure aus natürlichen Quellvorkommen (nicht aus der eigenen Quelle) oder industriell hergestellte Kohlensäure zugesetzt. Im Beispiel der Nürburg Quelle wurde das Wasser mit externer Kohlensäure versetzt.
Analyseauszug: Hier sind Angaben zur analytischen Zusammensetzung unter Angabe der charakteristischen Mineralien des Wassers zu machen. Die wichtigsten Mineralien sind Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium, Fluorid, Chlorid, Sulfat und Hydrogencarbonat. In unserem Beispiel gibt der Mineralbrunnen zusätzlich die Kieselsäure sowie die Gesamtmineralisierung an. Für einen Wassersommelier ist die analytische Zusammensetzung eine der wichtigsten Kennzeichnungen auf dem Etikett der Flasche. Denn diese Angaben ermöglichen dem Wassersommelier eine erste geschmackliche und haptische Einordnung des Mineralwassers. Ein Mineralwasser mit überwiegend hohem Natriumchloridgehalt schmeckt salzig, während ein Wasser mit hohem Calcium- und Magnesiumgehalt beispielsweise eher süßlich schmeckt.
Institut der Analysendurchführung und Datum: Neben der Mineralisierung finden Verbraucher Informationen über das Institut, das die Analyse durchgeführt hat, sowie das Datum der Analyse. In unserem Fall hat das Institut Fresenius die Analyse am 15.06.2010 durchgeführt. Sie wurde also vor fast 13 Jahren durchgeführt. Das bedeutet nicht, dass seitdem keine Analysen mehr durchgeführt wurden, sondern nur, dass sich die Werte des Mineralwassers seitdem nicht verändert haben.
Mindesthaltbarkeitsdatum: In unserem Beispiel ist dies der 27.10.2023.
Füllmenge: hier 1,0 Liter
Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Angaben haben Mineralbrunnen auch die Möglichkeit, freiwillige Angaben zu machen. Bezogen auf den Mineralstoffgehalt können beispielsweise folgende Angaben (bezogen auf einen Liter) gemacht werden:
Sehr geringer Gehalt an Mineralstoffen: ≤ 50 mg Mineralstoffe
Geringer Gehalt an Mineralstoffen: ≥ 500 mg Mineralstoffe
Hoher Gehalt an Mineralstoffen: ≥ 1.500 mg Mineralstoffe
Natrumhaltig: > 200 mg Natrium
Calciumhaltig: > 150 mg Calcium
Magnesiumhaltig: > 50 mg Magnesium
Chloridhaltig: > 200 mg Chlorid
Sulfathaltig: > 200 mg Sulfat
Hydrogencarbonathaltig: > 600 mg Hydrogencarbonat
Fluoridhaltig: > 1 mg Fluorid
Natriumarm: < 20 mg Natrium
Einige Mineralbrunnen werben auch damit, dass ein Mineralwasser für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist. Hintergrund ist, dass Säuglinge und Kleinkinder z.B. höhere Mengen an Natrium und Sulfat nicht richtig verarbeiten können. Die Nieren von Säuglingen können Natrium nur in sehr geringen Mengen ausscheiden, während ein zu hoher Sulfatgehalt abführend wirkt. Deshalb dürfen u. a. pro Liter nicht mehr als
Natrium: 20 mg
Nitrat: 10 mg
Nitrit: 0,02 mg
Sulfat: 240 mg
Fluorid: 0,7 mg
Mangan: 0,05 mg
Arsen: 0,005 mg
enthalten sein.
Für Heilwässer gelten andere bzw. weitere Richtlinien, da sie dem Arzneimittelgesetz unterliegen. Unter anderem müssen folgende Angaben gemacht werden:
Amtliche Zulassungsnummer
Analysenauszug mit den wirksamen Bestandteilen
Anwendungsgebiete
Mögliche Gegenanzeigen und Nebenwirkungen sowie
Verzehrempfehlung
Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag dazu beitragen konnte, dass du beim nächsten Einkauf etwas genauer auf die Mineralwasserlabels schaust und vielleicht auch mal ein neues Wasser ausprobierst, um es geschmacklich und sensorisch zu bewerten.
Viele Grüße
Timo Bausch
Zertifizierter Wassersommelier
Über Timo Bausch
Meine Faszination für Mineralwässer begann im Jahr 2016 während der Ausbildung zum Wassersommelier. Seitdem beschäftige ich mich mit den Besonderheiten und der Vielfalt von Wässern. Neben dem Pairing von Wasser mit Speisen, Wein, Kaffee und anderen Getränken biete ich Wasserkarten für Restaurants und Hotels. Zudem liegt es mir am Herzen, auf die Wichtigkeit des Wassertrinkens aufmerksam zu machen.
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